Pilgern macht glücklich!

¡Buen camino! ist ein Grußwort aus dem Spanischen und bedeutet übersetzt „guten Weg“. Es ist der wohl am meisten gesprochene Satz, den man als Rucksack-Pilger Richtung Santiago de Compostela zu hören bekommt. Und spätestens nach dem Start vom französischen Bergdörfchen Saint Jean Pied de Port aus, hat man ihn verinnerlicht und er kommt einem ebenso gut über die Lippen wie dem Hamburger sein „Moin“, dem Bayern sein „Pfiat Gott“ und dem Österreicher ein „Servus“.

Pilger im Ranking

Nach Jerusalem und Rom zählt das Galizische Santiago de Compostela zu den drei wichtigsten Pilgerorten der christlichen Welt. Und die rund 800 Kilometer lange Wegstrecke von Saint Jean Richtung Compostela, auch Camino Francés genannt, ist der am meisten gewanderte Jakobsweg. Das Jahr 2017 markierte dabei einen Rekord, denn über 300.000 Menschen machten sich auf den Weg nach Santiago. Soviele wie noch nie zuvor. Für 2018 gilt: Tendenz steigend. Die Spanier führen dabei die Liste wanderlustiger Nationen an, gefolgt von Italienern und Deutschen. Die Österreicher belegen den 19. Platz im internationalen Ranking begeisterter Pilger und die Schweizer den 21. Nicht alle Jakobswanderer gehen den Weg aus religiösen Gründen (47%). Viele treibt die Sinnsuche aber auch kulturelle oder sportliche Motive.

Ich bin dann mal weg

In Deutschland begann das Pilgerfieber spätestens in 2006 mit dem Erscheinen von Hape Kerkelings Bestseller: „Ich bin dann mal weg“. Packend und emotional berührend beschreibt der Entertainer und Comedian darin wie er auf dem Jakobsweg nach Gott sucht. Witzig vor allem, weil Kerkeling sich als wenig sportliche Couchpotatoe outet. Erst ein Hörsturz und die Entfernung seiner Gallenblase zwangen ihn, sich eine Auszeit vom Showbusiness zu nehmen. Aber sich mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken über Berg und Tal zu schleppen, wie der Entertainer es tat, dieser Gedanke schreckt viele Wanderwillige ab. Auf den Camino müssen Rucksack-Reisende dennoch nicht verzichten, denn Alternativen gibt es: Die Zahl der Fahrrad- und Pferdepilger steigt. Und auch Buspilger, nicht nur älteren Semesters, trifft man auf dem Weg zuhauf. Sogar im Rollstuhl wagen sich einige an das Abenteuer. Seltener zu treffen, sind Wanderer die mit tierischer Unterstützung wie Eseln oder Hunden reisen.

Der Weg ist das Ziel

Eines ist allen die in Richtung Santiago de Compostela unterwegs sind jedoch gemeinsam: Der Weg ist für sie das Ziel. Ganz gleich wie viel Mühe es letztlich kostet dorthin zu gelangen, und auch wenn man es im ersten Anlauf nicht schafft. Der Jakobsweg belohnt mit fantastischen Naturlandschaften, neuen Freunden, spanischer Kultur und Gastfreundschaft und einem einzigartigen persönlichen Erlebnis.

Allen Pilgern sieht man irgendwann ein glückliches Strahlen und heitere Gelassenheit an. Was kann es Schöneres geben als morgens aufzustehen, und nur eine Aufgabe zu haben: sich selbst wandernd durch den zu Tag bringen? Und der einzige Druck dabei ist das Gewicht des Rucksacks auf den eigenen Schultern. Der Jakobsweg ist ein Geheimnis das Glück verteilt – an diejenigen, die sich auf den Weg machen. Jeder sollte sich einmal im Leben sagen: „Ich bin dann mal weg – buen camino!“

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